Wahrnehmung von den Füßen bis zum Kopf
Wahrnehmung beginnt intrauterin in der haltenden Motorik des Uterus. Nach der Geburt sind Säuglinge auf der Suche nach spürbaren Begrenzungen, nach Widerständen. Mit kräftigen Stoßbewegungen der Füße regen sie ihre propriozeptive Wahrnehmung an. Frühgeborenen, Kindern mit genetischen Syndromen und Muskelhypotonie oder cerebralen Bewegungsstörungen fehlt ein Teil dieser ersten wichtigen Körperwahrnehmungen. Ihre Defizite zeigen sich in besonderen Kompensationsstrategien.
Sensomotorische Störungen werden anhand der Entwicklungsstufen von Säuglingen behandelt, beginnend mit den distalen Impulsen der Füße. Weil Körperwahrnehmung intra- und extrauterin wesentlich von den Füßen ausgeht, wird die neuromuskuläre Stimulierung der Füße manuell geübt. Die neuromuskuläre Fußbehandlung in Anlehnung an das Castillo Morales®-Konzept ist anwendbar bei Muskelhypotonie und Muskelhypertonie, unabhängig vom Lebensalter.
Krabbeln unter neurophysiologischen Aspekten dient der Wahrnehmung vom Körper und Umfeld. Wie muss ein Parcours aufgebaut sein, um beim Krabbeln propriozeptive Erfahrungen zu sammeln? Bodennahe Raumsichten verbessern auch die okulare Motilität. Ein basaler, spürbarer Ansatz zur visuell-räumlichen Wahrnehmung!
Mit einigen SI-Geräten lässt sich die Körperwahrnehmung beeinflussen, mit anderen weniger. Auf den adäquaten Einsatz von Rollbrett, Schaukel oder Hängematte kommt es an, ob die Sensorische Integration propriozeptive Wahrnehmungen beinhaltet. Im Seminar lernen Ergo- und Physiotherapeut*innen, sowie neuropädiatrisch interessierte Sonderpädagog*innen die sensomotorischen Defizite und deren Kompensation von Kindern mit Muskelhypotonie zu erkennen und zu behandeln.
Die Elternberatung gehört zur Therapie dazu, denn der entscheidende Teil sensorischer Integration findet zu Hause statt. Das im Seminar vertiefte entwicklungsneurobiologische Wissen verhilft zu einer sicheren Anleitung der Eltern. Auch Ergo- und Physiotherapeut*innen mit Berufserfahrung werden vom Seminarinhalt profitieren. Als Voraussetzung sollten die Teilnehmer*innen im pädiatrischen Bereich tätig sein und Bereitschaft zu praktischen Übungen am Körper mitbringen.
- Wahrnehmung: Bekanntes und Neues
- aus entwicklungsneurobiologischer Forschung
- Definitionen zur Körperwahrnehmung
- Modalitäten der Körperwahrnehmung
- Die Bedeutung von distalen Impulsen für die Körperwahrnehmung
- Intrauterine distale Impulse
- Verlust und Anregung der Propriozeption nach der Geburt
- Sensomotorische Störungen erkennen bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung, Frühgeburt, Muskelhypotonie und cerebralen Bewegungsstörungen
- Wahrnehmungsdefizite führen zu Kompensationsstrategien
- Fallbeispiele und Befund mit Videoanalyse
- Sensomotorische Störungen behandeln
- Muskuläre Stimulierung der Füße als Grundbaustein der Körperwahrnehmung
- Kleine Anatomie und Physiologie der Fußbeweglichkeit
- Symptome für verminderte Fußwahrnehmung
- Einsatz von SI-Geräten zur verbesserten Propriozeption
- Die Bedeutung des Krabbelns für die Wahrnehmung vom Körper und Umfeld
- Enge Räume propriozeptiv erfahren
- Die visuell-räumliche Wahrnehmung braucht Bodenkontakt
- Häusliche Übungen und Elternberatung
- Sensorische Übungen in einfacher Anwendung
- Die Körperwahrnehmung ins Handling einbeziehen
- Mobiliar- und Sportempfehlungen
Therapeut*innen zu befähigen, die Bewegungsprobleme entwicklungsverzögerter Kinder früh zu erkennen, bevor sich Kompensationsstrategien, Verhaltens- und Antriebsstörungen etablieren; sensomotorische Störungen im Kleinkind- und Vorschulalter wirksam zu behandeln; Eltern profund zu beraten und bei der Förderung ihres Kindes zu begleiten.